Nutzen des Internets für Medienmacher liegt noch weitgehend brach

Während das Internet mit Suchmaschinen und E-Mail-Programmen aus dem Journalistenalltag nicht mehr wegzudenken ist, bleibt das Potenzial, das das Netz für journalistische Arbeit bietet, noch zum großen Teil ungenutzt.

Medienmacher 2014 — Recherchezeit

Mit 163 Minuten beträgt die durchschnittliche Recherchezeit fast ein Drittel eines achtstündigen Arbeitstages © Grafik: DWPub

Laut der von Bitkom Research im Auftrag von ResponseSource erstellten Studie „Medienmacher 2014 — Recherche, Qualitätsanspruch und Finanzierung im digitalen Alltag“ recherchieren Journalisten täglich im Schnitt 163 Minuten. Mit umgerechnet zwei Stunden und 43 Minuten entspricht dies in etwa einem Drittel eines achtstündigen Arbeitstages. Nach ihrer Einschätzung gefragt, ob sie genügend Zeit für Recherche hätten, gab mit 61 Prozent eine deutliche Mehrheit an, dass sie häufig zu wenig Zeit für weitergehende Recherchen hätten. Nur 19 Prozent widersprachen dieser Aussage und gaben an, dass sie genügend Zeit für tiefergehende Recherche hätten.

Internetnutzung elementarer Bestandteil des Redaktionsalltags

Weit über die Hälfte der Recherche findet inzwischen online statt © Grafik: DWPub

Weit über die Hälfte der Recherche findet inzwischen online statt © Grafik: DWPub

Bei genauerer Betrachtung der Online-Recherche im Verhältnis zum Gesamtrechercheaufwand zeigt sich, dass sich der Anteil im Vergleich zu 2008 deutlich erhöht hat — heute 58 Prozent im Vergleich zu damals 48 Prozent.

Auf die Frage, wozu sie das Internet in erster Linie nutzen, gaben 87 Prozent der Journalisten das „Beobachten der Nachrichten- und Themenlage“ an, direkt gefolgt von Recherchearbeit — dabei in erster Linie zur Ermittlung von Quellen und Kontaktdaten (85 %) sowie zum Einholen von Informationen und Zusatzmaterial (84 %).

Zur gründlichen Recherche von komplexen Sachverhalten nimmt die Internet-Nutzung mit 76 Prozent bereits merklich ab. Weniger häufig nutzen Journalisten das Internet zur Überprüfung der Glaubwürdigkeit von Quellen (62 Prozent) oder zum Bewerten eines Themas (57 %).

Digitale Hilfsmittel bei  Weiten nicht ausgeschöpft

Suchmaschinen und E-Mail sind mit deutlichem Abstand die wichtigsten Internetdienste für journalistische Recherchearbeiten (93 % bzw. 90 %). Die Websites von Unternehmen, öffentlichen Behörden sowie von Vereinen und Verbänden erachten nur zwischen 46 und 51 Prozent der befragten Journalisten als wichtig für ihre Nachforschungen.

Soziale Netzwerke gelten für 29 Prozent der Befragten als wichtig. Allerdings zeigt die Nutzung von sozialen Netzwerken laut Studie einen deutlichen altersbedingten Trend. Je jünger die befragten Journalisten, desto höher schätzen sie die Bedeutung von Plattformen wie Facebook, Google+ und Twitter für ihre Recherche ein: 46 Prozent bei den unter 35-jährigen gegen 20 Prozent im Alter von 55 bis 65 Jahren betrachten soziale Netzwerke als wichtig für die Recherche. „Das bestätigt unsere Annahme, dass in der Nutzung digitaler Technologien für die journalistische Arbeit noch viel Potenzial steckt“, so die Einschätzung von Maria Irchenhauser, Business Managerin für die DACH-Region bei ResponseSource.

Bezahlen für Journalismus und Finanzierung von Journalismus

Über ein Drittel der befragten Journalisten würde als Leser für die Online-Ausgabe des eigenen Mediums kein Geld bezahlen © Grafik:DWPub

Über ein Drittel der befragten Journalisten würde als Leser für die Online-Ausgabe des eigenen Mediums kein Geld bezahlen © Grafik:DWPub

Über zwei Drittel (71 %) der befragten Journalisten arbeiten für werbefinanzierte Medien, mehr als die Hälfte (54 %) arbeitet für Medien, die sich durch den Verkauf der journalistischen Arbeit finanzieren, etwa über Abo, Zeitschriftenhandel und Online-Modelle.

Mit 96 Prozent gaben fast alle Journalisten an, dass das Medium, für das sie hauptsächlich tätig sind, journalistische Inhalte im Internet zur Verfügung stellt. Die Mehrzahl (64 %) veröffentlicht kostenlos und ohne Registrierung, 30 Prozent der Medien setzen teilweise oder komplett kostenpflichtige Modelle ein, wie Freemium, Paywall, Light (geringer Beitrag oder Registrierung) und Kontingent- oder so genannte „Metered“ Modelle, also Vertriebsformate mit Volumenbeschränkung.

Immerhin 38 Prozent der befragten Journalisten gaben an, dass sie als Leser für die Online-Ausgabe ihres eigenen Mediums kein Geld bezahlen würden. Zahlungsbereitschaft signalisierten hingegen 44 Prozent.

Als eine web-basierte Möglichkeit der Finanzierung stand das Thema Crodfunding ebenfalls auf dem Fragekatalog der Studie. Diese Art der Finanzierung über eine große Anzahl kleiner Spenden stieß zwar nur bei elf Prozent der befragten Journalisten auf Ablehnung, selbst schon einmal ein journalistisches Projekt über eine Crowdfunding-Plattform mitfinanziert oder selbst ein Projekt ausgeschrieben haben jedoch nur sieben Prozent der Befragten.

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